Bei „Zeitenwende on tour“ lässt die Münchner Sicherheitskonferenz in Townhall-Formaten Bürger*innen zu Wort kommen, auf Augenhöhe mit Gästen aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. Das Zeitenwende-Team besucht auch Schulen. Thiemo Fojkar, Vorstandsvorsitzender des Internationalen Bundes (IB), hatte daher eine grundsätzliche Zusammenarbeit initiiert. Politikwissenschaftler Nico Lange, Senior Fellow der Zeitenwende-on-tour-Initiative, war daraufhin zum ersten Mal Gast an der Carlo Schmid Schule Pforzheim.
Er hielt einen Impulsvortrag zu den Themen Sicherheitspolitik und Ukrainekrieg. Dabei machte der Experte deutlich, dass Deutschland lange Zeit von den USA geschützt wurde und der Krieg in der Ukraine nun die Lücken in unserer eigenen Sicherheitsstrategie aufdecke. Lange betonte auch, dass Deutschland zu wenige eigene Rohstoffe besitze und sich dringend um die Entwicklung neuer, unabhängiger Energieträger kümmern müsse, um weniger abhängig von Einflüssen aus dem Ausland sein. Darüber hinaus kritisierte er die unzureichende militärische Unterstützung der Ukraine. Herr Lange betonte: Der Ukrainekrieg sei eine Herausforderung für die gesamteuropäische Sicherheitspolitik.
Junge Menschen setzen sich mit globalen Herausforderungen auseinander
Im Anschluss an den Vortrag ergab sich eine lebendige Diskussion. Stehen wir an der Schwelle zum dritten Weltkrieg? Brauchen wir wieder eine Wehrpflicht? Kann Donald Trump den Krieg in der Ukraine wie angekündigt in 24 Stunden beenden? Die Schüler*innen äußerten großes Interesse und nutzten die Gelegenheit, um vertiefte Fragen zu aktuellen sicherheitspolitischen Herausforderungen zu stellen.
Lange erklärte das Prinzip der hybriden Kriegsführung und welche verdeckten Konfliktmittel aktuell zu beobachten seien, wie etwa Cyberattacken, Wahlmanipulation und Meinungsmanipulation auf Social Media. Er sprach sich für einen Pflichtdienst aus, bei dem verschiedene Angebote zur Auswahl stünden; eine davon die Bundeswehr. Dass die USA eine Blitzlösung für den Ukrainekrieg liefern werden, bezweifelt er.
Als ein*e Schüler*in fragte, ob die Ukraine nicht selbst schuld am laufenden Krieg wäre, schließlich hätte sie friedliche Angebote seitens Russlands abgelehnt, stieg kurz die Spannung im Raum. Lange erklärte: Die völkerrechtlich relevante Frage sei, wessen Landes Truppen die Grenze wessen Landes überschritten haben. Russland habe die Ukraine angegriffen. Die Ukraine verteidige sich. Deutschland habe das Recht, die Ukraine zu unterstützen.
Als ein*e Schüler*in gegen Ende der Veranstaltung fragte, wen man bei der nächsten Bundestagswahl wählen sollte, lockerte sich die Stimmung wieder. Das sei eine individuelle Entscheidung und hänge von den eigenen Prioritäten ab, so Lange. Er und Frau Lauer, Geschäftsführerin des IB Baden, waren sich aber in einem Punkt einig: Parteien, die unser demokratisches System infrage stellen sowie „Spaßparteien“ könne man nicht empfehlen, dafür sei die Wahl zu wichtig. Herr Lange empfahl, sich nüchtern mit der Wahl auseinanderzusetzen und abzuwägen, wo genau die eigenen Prioritäten liegen.
Die Veranstaltung verdeutlichte, wie wichtig es ist, dass junge Menschen sich aktiv mit aktuellen globalen Herausforderungen auseinandersetzen und ein Bewusstsein für die Auswirkungen politischer Entscheidungen entwickeln. Der IB fördert politische Bildung mit verschiedenen Angeboten.
„Politische Bildung ist der Schlüssel, um junge Menschen für die Herausforderungen der Weltpolitik zu sensibilisieren. Nur wer sich aktiv mit den globalen Zusammenhängen auseinandersetzt, kann die richtigen Fragen stellen und zu einer lösungsorientierten Diskussion beitragen“, so Thiemo Fojkar, Vorstandsvorsitzender des IB.